Giggs Deutschlandreise
Martina hat mit Giggs eine Reise durch Deutschland gemacht und einen tollen Bericht dazu geschrieben.
Viel Spaß damit :-)
Sommer 2016 /
Hallo Deutschland, wir kommen!
Seid gegrüßt,
mein Name ist „Giggs“, ich bin ein Altdeutscher Schäferhund und erzähle euch jetzt, was ich in den letzten Wochen so alles erlebt habe … ein paar Fotos hab ich auch dazugepackt … diese sind mit Frauchens Handy gemacht, denn wir hatten keinen Platz um die große, schwere Kamera mit dem dicken Objektiv mitzunehmen … der Rucksack war eh schon viel zu vollgepackt.
Mein Frauchen hatte eine Idee … sie wollte mit dem Tramperrucksack durch das wilde Deutschland reisen. Sie erzählte mir schon im Frühjahr von ihrem Plan und dass sie einen von uns Hunden mitnehmen wolle, als ihren Begleiter. Ich dachte natürlich, dass sie meinen großen Kumpel „Bosse“ meint, der mit seinen gerade mal 6 Jahren schon was hermacht und auch richtig gut auf sie hört … der ist souverän und könnte sie auch beschützen, da würde sich keiner an das kleine Zelt herantrauen. Dann kam der Tag der Abreise, der 24. Juni und ich hab mich vor die Haustür gesetzt, Frauchen legte mir mein Halsband an und sah mich strahlend an: „Komm Giggs, jetzt geht’s los Kleiner … unsere Reise beginnt, laß uns zusammen ein Abenteuer erleben!“ Jippieh, ich war ganz aufgeregt und konnte es nicht fassen … juhu, sie nimmt mich mit, mich den Jungspund! Gerade mal 10 Monaten alt und noch grün hinter den Ohren … im Hunde-leben hätte ich nicht dran gedacht, dass ich mit meinem Frauchen nun fast 3 Wochen lang mit Zug, Bus, Schiff und natürlich auch zu Fuß unterwegs sein würde.
Wir sind zuerst zum Sommerfest von Nina & Rüdiger ins Siegerland gefahren, dort habe ich ganz viele Hunde getroffen, auch meine Mama Gaya, meine Schwestern Ginger, Phoebe und Gemma und meinen Bruder Loki. Es waren auch Onkels und Tanten da, also ein richtiges Familientreffen … hat trotz Regen echt Spaß gemacht. Frauchen fand’s auch gut da, sie hat einen Haufen total netter Leute kennengelernt und Ich denke mal, dass wir nächstes Jahr wieder kommen werden.
Dann sind wir gemütlich mit dem Zug nach Marburg an der Lahn getuckert, dort hat sich Frauchen gleich mal ein Taxi genommen, weil der Tramperrucksack soooo schwer war und der Campingplatz 4 km außerhalb lag. Unser kleines Zelt haben wir auf die grüne Wiese gestellt, wie wir erst später gemerkt haben wohl auf einen Ameisenhaufen … beim Abbau sind die kleinen Dinger wirklich aus allen Ritzen des Rucksackes gekrabbelt … uuuuuuah, voll kitzelig.
Marburg hat eine tolle Altstadt und es ist einiges los, die Studenten bringen ordentlich Leben in die Cafés und Lokale.
Wir haben Fußball geguckt (das EM Spiel England – Island) und ein total hübsches schwedisches Café namens „Edlunds“ entdeckt, in das Frauchen - als absoluter Schwedenfan - sich sofort verliebt hat.
Von einem netten älteren Mann hat sie den Tipp bekommen, dass es am Edersee / Kellerwald richtig schön ist, also sind wir nach Nordhessen weitergefahren. Dort gab es auf dem Campingplatz einen eigenen Badesee und es war noch nicht so viel los, da die Ferien erst in einer Woche beginnen … ideal für mich, denn wenn ich Wasser rieche, höre, sehe MUSS (!) ich reinjumpen und zwar mit Karacho, dann hält mich nix! Ich benehme mich wie dann wie ein durchgeknallter Labrador und flippe völlig aus vor lauter Freude!!!
Beim Chillen am See hat mich irgend so ein Tier in die Schnauze gestochen und ich bin ganz schön zugeschwollen, meine Schnauze war 3 x so breit und die Unter-lippe war mega dick … ich hab wohl ausgesehen wie ein schwarzer Marshmallow-Bollen ,,, au weia!!!
Frauchen hat sich echt große Sorgen gemacht, da es schon Abends war, wir in der Pampa hockten und sie ja kein Auto dabei hatte. Unsere Zeltnachbarn haben sie beruhigt, da ihre Hündin auch schon mal einen Insektenstich hatte und am nächsten Morgen war alles wieder normal, puh.
Heute war übrigens Frauchens Geburtstag und ich hab ihr gleich im Zelt schon mal übers Gesicht geleckt und draussen auch nochmals sieben Hundeküsschen gegeben.
Bei strahlendblauem Himmel und Sonnen-schein haben wir beide einen herrlichen Ausflug mit dem Schiff zur Edertalsperre gemacht und es uns so richtig gut gehen lassen, abends gab’s lecker Essen und noch ein paar Bierchen, prost! Frauchen sagte mir am nächsten Tag, dass sie nun gerne ans Meer fahren möchte, entweder an die Nordsee oder an die Ostsee. Schnell war klar, dass es die wilde, raue Nordsee wird … doch wohin dort, nach Sylt, Föhr oder Amrum oder Sankt Peter Ording? Oder doch lieber nach Ostfriesland? Das ist es … tolle Idee!!! Und ab in den Zug, mit dem ICE sind wir über Kassel-Wilhelmshöhe nach Hannover und dann nach Bremen gedüst. Obwohl Frauchen für mich eine Kinder-Fahrkarte lösen musste, habe ich als Hund keinen Sitzplatz im Abteil bekommen … stattdessen mussten wir stundenlang auf dem Boden herumsitzen und die Leute sind alle über uns drübergestiegen. Wir haben’s locker genommen und vor uns hingedöst …
In Bremen sind wir umgestiegen und ich sag’s euch, der Hauptbahnhof war mal richtig voll und die Menschenmassen haben sich an uns vorbeigeschoben. Ich hab mich immer an Frauchens Seite gehalten und die Situation prima gemeistert … soooo ein Chaos an Leuten um uns rum und dazu noch die vielen Bahngleise mit den ganzen Zügen und dem Lärm, das hatte ich nun noch nicht erlebt! Wir sind dann weiter nach Norddeich gefahren und dort am Hafen ausgestiegen. Dann wollten wir eigentlich mit dem Bus zum Campingplatz fahren, der Busfahrer sagte uns jedoch, dass die Haltestelle gestrichen wurde. Inzwischen war es 20:45 Uhr und Frauchen guckte ziemlich doof, der Busfahrer meinte daraufhin nur: „Immer auf dem Deich 3 km geradeaus marschieren, dann kommt ihr direkt hin“. Boa, da hat sie aber gestöhnt, da wir nun mal eine lange Anreise mit dem Zug hatten und es richtig windig war … und nach 2 km tapferem Fußmarsch mit dem sauschweren Rucksack fing es auch noch in Strömen zu regnen an … Nordsee eben!!!
Da ist die Frisur hinüber und die Ohren sind mal sowas von weg, das sag ich euch: steife Brise aus Nordwest!!!
Auf der nassen aber sattgrünen Wiese wurde ganz schnell das Zelt aufgebaut und dann sind wir pitschnass ins Restaurant gehechtet. Frauchen hat Matjesheringe mit Bratkartoffeln gegessen und ein paar Jever getrunken, dazu gab’s Fußball gucken … und alles war wieder gut.
Ich hab Trockenfutter mit Kartoffelpüree bekommen, das war auch lecker und so haben wir uns aufgewärmt und sind dann anschließend in unser kleines Zelt ge-krabbelt. Es hat die ganze Nacht geregnet und gewindet und im Morgengrauen haben wir festgestellt, dass mindestens 248 Nacktschnecken über, unter, seitwärts und diagonal außen am Zelt entlanggeschleimt sind und als Frauchen in ihre Outdoor-sandalen schlüpfen wollte waren in jedem Schuh mindestens 15 Nacktschnecken drin … igitt igitt igitt!!!
Durch die Ameisenaktion hat Frauchen den Rucksack innen im Zelt deponiert, ihre Schuhe musste sie 2 Stunden lang mit Seife schrubben, um den zähen, ekligen Schleim wegzurubbeln.
Wir haben dann einen Tagesausfug mit der Fähre auf die Insel Norderney gemacht, hier hab ich zum ersten Mal in meinem Leben im Meer gebadet und hab natürlich auch Salzwasser probiert, pfui.
Die Spaziergänge am Strand waren einfach genial, und Frauchen schwärmt heute noch von den unfassbar leckeren Fischbrötchen, abends schaukelten wir dann mit dem Schiff wieder zurück auf’s Festland.
Am nächsten Tag sind wir mit der Historischen Museumseisenbahn nach Dornum getuckert und haben dort einen Mittelaltermarkt besucht. Ich hab zum allerersten Mal in meinem Hundeleben ein Ritterturnier gesehen, vor den riesengroßen Pferden hab ich schon ordentlich Respekt. Es waren auch viele Heerlager mit komisch aussehenden Menschen dort. Viele Leute wollen wissen, zu welcher Hunderasse ich gehöre und haben gesagt, dass ich ein richtig schöner Hund sei, wie ein schwarzer Wolf würde ich aussehen. Mein Frauchen freut sich dann immer …
Das bin ich am Meer … sportlich, was?
Abends sind wir auf dem Heimweg noch am Hundestrand vorbeigekommen und ich bin mit ganz vielen Hunden durch den Nordsee-schlick getobt, das war mal echt gigantisch lustig und wir haben uns so richtig aus-gepowert. Es war Ebbe und das Meer war weg … Die Hunde dort oben waren auch alle gerade im Urlaub und waren nett und entspannt … juheee hatten wir einen Spaß zusammen!!!
Frauchen hat die Hände über den Kopf zu-sammengeschlagen, da sie das Zeugs gar nicht mehr aus meinem schwarzen Fell rausbekommen hat … nachts habe ich wie ein alter, ranziger Fischkutter gestunken, auch lecker im 2-Mann-Zelt!
Am nächsten Morgen sind wir mit dem Bus weiter an der Nordseeküste entlanggefahren und wollten in Neuharlingersiel auf den Campingplatz. Doch die haben uns dort nicht Zelten lassen, es gab ein absolutes Hundeverbot!!! Blöd war nur, dass es schon nach 20 Uhr Abends war und kein Bus oder Zug mehr weiterfuhr und dazu stürmte und regnete es draußen ganz arg, quasi ein richtig gemeines ostfriesisches Sauwetter. Die Frau an der Campingplatzrezeption hat sich nicht erweichen lassen und Frauchen hat dann ganz viele Hotels und Pensionen angerufen, doch die wollten alle keinen Hund mit aufnehmen. Keine Chance, jetzt hatten wir ein mittelschweres Problem und mussten raus in den Regen. Da waren wir beide ganz schön verzweifelt und sind mit dem schweren Rucksack weitergezogen, wir wussten nicht wohin wir gehen sollten. Eine nette Frau mit Hund hat uns auf dem Fußweg angesprochen und mit zu ihrer Ferienpension genommen. Dort wollte sie die Vermieter fragen, ob die jemanden wüßten, der uns beide für eine Nacht aufnimmt … wir waren klitschnass und sahen aus wie richtige Streuner!
Nach langem hin und her haben uns die netten Leute in ihrem Haus übernachten lassen und das auch noch umsonst …
Da ist uns echt ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen, puh! Ich hab mich in der Nacht ganz eng an Frauchen gekuschelt und die hat mich gestreichelt und gesagt, dass sie niemals ohne mich weitergehen würde. „Giggs, wir schaffen das, egal was kommt, glaub’s mir“ hat sie gesagt und mich zärtlich gekrault … „wir beide gehen durch dick und dünn“ hat sie gemurmelt und dann sind wir beide im warmen und trockenen Behandlungszimmer der Physiotherapie-praxis eingeschlafen … draußen tobte wie entfesselt der Sturm und rüttelte an der Eingangstüre und den Fenstern.
Morgens haben wir gesehen, dass Hunde hier wohl nirgends erwünscht sind, denn überall war Hundeverbot … auf dem Deich, am Strand, in den Parkanlagen … so was total Spießiges regte mein Frauchen mal so richtig auf!
Egal, wir sind mit der Fähre auf die kleine, schnuckelige, autofreie Insel Spiekeroog geschaukelt und haben uns einen gemüt-lichen Tag gemacht inklusive Ostfriesischer Teezeremonie am Nachmittag.
Das hat sich wirklich gelohnt, danach war Frauchen tiefenentspannt.
Abends sind wir weiter nach Bensersiel und schnurstracks ins Hotel direkt am Hafen eingecheckt, weil sie dort auch keine Hunde auf dem Campingplatz haben wollten. So was aber auch, uns war’s dann ziemlich egal und wir haben uns zum Abschluß des Tages mal wieder `ne Fischplatte mit Salzkartöffelchen gegönnt mit reichlich gekühlten, alkoholischen Getränken …
denn Fisch muss schwimmen!!!
Nach dem Frühstück ging’s mit der Fähre auf die Insel Langeoog, auch diese ist autofrei und richtig schön.
Wir hatten richtig dolle Spaß miteinander am Strand … ich bin in die Wellen gesprungen und habe im Sand gebuddelt, es war ein-fach nur herrlich und wir zwei haben den sonnigwarmen Urlaubstag genossen.
Am nächsten Tag haben wir „das platte Land“ mit den dickköpfigen Bewohnern (die einen ganz eigenen Humor haben) und den glücklichen Kühen (die das saftige grüne leckere Gras futtern) mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. Schnüff!
Wir sind mit dem Bus, Regionalzügen und ICE in Richtung Süden gedüst. In Nürnberg haben wir über’s Wochenende noch einen Zwischenstopp eingelegt, bevor es dann endgültig zurück nach Hause ging.
Frauchen hat mit mir an einem Seminar teilgenommen, bei dem es um die „Primär-motivation Meutetrieb“ ging … frei nach dem Motto „Willst du mit mir gehen?“ hatten wir zwei interessante Schulungstage mit guten Inputs … Danke Georgios Grammozis!
Mein Fazit: Ich war fast 3 Wochen Tag und Nacht mit meinem tollen Frauchen zu-sammen und wir beide haben viel Spaß miteinander gehabt. Ich denke, dass sie auch froh an mir war, denn ich war immer an ihrer Seite und die Reise vom Süden in den hohen Norden Deutschlands hat uns so richtig zusammengeschweißt.
Spontan fällt mir der Nachmittag ein, als wir zusammen im saftiggrünen Gras auf dem Deich lagen und vor uns hindösend den Wolken dort oben zugeschaut haben, die sich gejagt haben, wuff!
Anmerkung: Kurz darauf hat’s geregnet … dann kam aber schon wieder die Sonne raus … so isses halt an der Nordseeküste!
Und ich freu mich schon jetzt drauf, wenn sie das nächste Mal zu mir sagt: „Giggs, es geht wieder los … lass uns zusammen ein Abenteuer erleben …“